Chronik von Hauzendorf

Die bis 1972 selbständige Gemeinde Hauzendorf liegt im Falkensteiner Vorwald und gehört seit der Gebietsreform politisch zur Großgemeinde Bernhardswald und kirchlich zur Pfarrei Pettenreuth.  

Die heute ca. 560 Einwohner verteilen sich im wesentlichen auf die Ortschaften Hauzendorf, Erlbach, Grubberg und Wolferszwing. Der Name Hauzendorf geht zurück auf das Geschlecht der „Hautzendorfer“.  

Es ist davon auszugehen, dass das Gebiet der heutigen Großgemeinde Bernhardswald bis zum Jahre 1000 größtenteils nicht besiedelt war – zumindest gibt es keine prähistorischen oder frühmittelalterlichen Funde, zudem ist die Quellenlage recht dürftig.

Im Zeitraum 1140/50 taucht urkundlich belegt ein Roudiger de Huzindorf als erster Vertreter des Geschlechtes der „Hautzendorfer“ auf. Er wird mehrfach als Zeuge bei Besitztausch und Besitzübertragungen zwischen kirchlichen und weltlichen Mächten genannt. Es ist gut vorstellbar, dass Roudiger Hautzendorfer ein Ministeriale (= Bediensteter) des Klosters Prüfening war.

Im wittelsbachischen Herzogsurbar (Urbar = Güterverzeichnis) aus der Zeit um 1285 werden die Hautzendorfer mit maßgeblichen Funktionen als Dienstleute des Herzogs betraut. So verwalteten sie z. B. in Pettenreuth eine „taberna“ (Taverne), waren als Pfleger auf der Veste Schönberg (Wenzenbach) und Inhaber der bischöflichen Burg Siegenstein und bauten ihren Einfluss aus durch Aneignung der Burgen in Hexenagger und Altmannstein (Riedenburg), ja sogar die Veste Eggmühl befand sich in der Verfügungsgewalt der „Hautzendorfer“.

In den folgenden Jahrzehnten nahmen Heinrich und Hermann Hautzendorfer und deren Nachkommen und Verwandte bedeutende Positionen in weltlichen und kirchlichen Bereichen ein.

Hauzendorf entwickelte sich zu einer ritterständischen Hofmark mit einer außergewöhnlichen Machtkonzentration.

So scheint es schon verwunderlich, dass die „Hautzendorfer“ auf einen standesgemäßen Ausbau ihres Stammsitzes Hauzendorf verzichtet und in Hauzenstein eine neue Burg angelegt haben.  

Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erlöschen die Informationen über die „Hautzendorfer“ von Hauzendorf und das Geschlecht scheint ausgestorben zu sein, denn die hochmittelalterliche  Kleinburg geht – nach unsicheren Quellenangaben – in die Hände der „Waller“ und „Muracher“ über.

Ende des Jahrhunderts kommt Hauzendorf in den Besitz der Familie Wallrab, die dort bis 1622 ihren Sitz hat. Mit Wolf Lorenz von Wallrab – seine Eltern waren Melchior Wallrab und Ursula von Tonndorf und liegen in Pettenreuth begraben – hat das Geschlecht der Wallrab einen Vertreter vorzuweisen, der politische Berühmtheit erlangte. Er hatte nämlich u. a. das bedeutende Amt des Landmarschalls im Fürstentum Pfalz-Neuburg inne und konnte somit großen politischen Einfluss ausüben. Erwähnenswert ist noch, dass ein Hans Wallrab von Hauzendorf auch Hofmarksherr von Wolfersdorf war und ein „Georg Wallrab zu Hauzendorf, Grupberg und Grub in der jungen Pfalz“ mit Regina von  Präckendorf auf Hackenberg verheiratet war.  

Nach dem Aussterben der Hauzendorfer Linie der Wallrab wechselten bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts häufig die Besitzer der Hofmark Hauzendorf. Durch Kauf oder durch Erbfolge gelangte Hauzendorf in die Hände verschiedener Eigentümer – die Besitzerkette ist in der geschichtlichen Darstellung etwas widersprüchlich.

Franz Siegmund Reisner von Liechtenstern, Georg Adam von Sickenhausen – seine Nachkommen ließen 1719 die Pettenreuther Kirche restaurieren (Neubau 1738 durch die „Stingelheimer“ von Kürn) – und das Geschlecht der von Asch zu Asch waren u. a. Hofmarksherren.

Ein Großbrand 1772 – Schloss, Stadel und Scheune lagen in Schutt und Asche – brachte für das Gut „ungeheuren Verlust an zusammengeschmolzenem Geld, gestohlenen Sachen und verbranntem Vieh“.

In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Besitzer noch einige Male. Auf Friedrich von Ruf folgten Joseph Freiherr von Pellkoven, Freiherr Baron von Schwerin, Stift zur Alten Kapelle in Regensburg und Xaver Wittmann, ein Kaufmann aus Neunburg v. Wald.

1853 erwarb Max Graf von Drechsel aus Karlstein das Schlossgut und es gab noch weitere Eigentümer. Die Folge dieser häufigen Übernahmen war, dass viel von dem einstigen Besitz verloren ging, da bei jedem Besitzerwechsel meist gleichzeitig auch noch Felder und Wiesen an umliegende Bauern verkauft wurden. So ging auch die Eigenjagd verloren, die erst 1904 durch den Zukauf des „Niederhofs“ (42 ha) durch Wilhelm Barthel wieder möglich wurde.

1917 übernahm Familie Mehler aus Tirschenreuth das „Schloss“ und es wurde ab 1926 von Felix Mehler bewirtschaftet, der sich bis zu seinem Tod (1981) kommunalpolitisch sehr stark für die regionalen Belange engagierte.

Seit 1956 verwaltet Mehlers Schwiegersohn Ludwig Kreuzer Landwirtschaft und Brennerei und es ist ihm – zusammen mit seinem Sohn Detlef, der heute das Anwesen als Bioland – Betrieb führt – gelungen, das unter Denkmalschutz stehende zweigeschossige Schlossgebäude in intensiver Eigenarbeit und ohne wesentliche staatliche finanzielle Unterstützung für die Nachwelt zu erhalten.  

Während im Jahr 1840 290 Menschen in Hauzendorf lebten, erreichte 1946 die Einwohnerzahl mit 795 Bewohnern einen gewissen Höhepunkt. Nach einem Zeitungsbericht vom 30. September 1954 hatte die Gemeinde Hauzendorf nach der letzten amtlichen Volkszählung aus dem Jahre 1950 443 Einwohner, 64 Wohngebäude und eine Gesamtwirtschaftsfläche von 870,83 ha.

Damals betrieb ein Großteil der Bevölkerung auf einem verhältnismäßig fruchtbaren Boden Landwirtschaft und viele gingen – wie auch heute noch – im Großraum Regensburg einer Verdienstmöglichkeit nach. Die Verkehrsanbindung nach Regensburg wurde als gut bezeichnet, da Hauzendorf „eine Bahnstation hat und öfters am Tage der Triebwagen verkehrt“ (seit 22.12.1913). Auch heute ist Regensburg durch den Anschluss an die B16 relativ schnell zu erreichen. Allerdings ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sehr stark zurückgegangen  und der Zugverkehr zwischen Regensburg und Falkenstein mit dem „Falkensteiner Bockerl“ wurde am 02.06.1985 endgültig eingestellt.

Durch den auf der ehemaligen Bahntrasse 1987 für 1,4 Mill. DM angelegten 33 km langen Radweg ist Hauzendorf und Umgebung ein beliebtes Naherholungsziel und der im April 1992 eröffnete „Radl-Bahnhof“ wird vor allem an sonnigen Wochen- enden von vielen „Pedalrittern“ zu einer Rast mit Brotzeit aufgesucht.

Die gepflegten Häuser und Gärten stellen ebenso wie das engagierte Vereinsleben unter Beweis, dass Geselligkeit, Gemeinschaftssinn und Traditionsbewusstsein auch in unserer schnelllebigen Zeit im Vorwald jetzt und hoffentlich auch in Zukunft eine große Rolle spielen.

              

Quellen:           Walter Eberwein  „Bernhardswald im Wandel der Zeiten“                       

                               Felix Mehler  „Handschriftliche Aufzeichnungen“